Schweizer Immobilien: Die unterschätzten Lärmkosten

ImmoSparrow
·
December 12, 2023

Bei Bauprojekten und Immobilieninvestitionen steht der Verkehrswert eines Projekts im Mittelpunkt. Wie stark Umgebungslärm auf den Verkaufspreis von Immobilien wirkt, wird oft unterschätzt. Wir werfen einen detaillierten Blick auf die Problematik in der Schweizer Immobilienlandschaft, beleuchten die Herausforderungen im Zusammenhang mit Lärm und geben wichtige Hinweise, worauf es beim Kauf oder Bau von Immobilien besonders zu achten gilt.

Diese Themen erwarten Sie:

  • Was ist Lärm?
  • Wie wird Lärm gemessen?
  • Wie sieht es gegenwärtig mit der Lärmbelastung in der Schweiz aus?
  • Welche Rechtsgrundlagen sind für den Lärmschutz der Schweiz relevant?
  • Welchen Einfluss hat Lärm auf den Wert der Immobilien?
  • Welche Wohngebäude sind am stärksten von Lärm betroffen?
  • Welche Bedeutung haben Lärmkarten und warum sind sie wichtig?

 

Was ist Lärm?

Im Allgemeinen bezeichnet der Begriff ‘Lärm’ unerwünschte und störende Geräusche, auch als Hörschwall bekannt, die das Wohlbefinden und die Lebensqualität negativ beeinflussen können. Dabei spielt nicht nur die Lautstärke, sondern auch die Dauer und der zeitliche Verlauf des Lärms eine Rolle. Verschiedene Quellen wie Strassenverkehr, Industrie, Flughäfen und Nachbarschaftsaktivitäten können zu Lärmbelastungen führen. Ab welchem Punkt Lärm zur Belastung wird, ist eine gesellschaftliche bzw. politische Frage, da die Empfindung von Lärm subjektiv ist.

Wie wird Lärm gemessen?

Die Messung von Lärm erfolgt durch Schalldruckpegelmessungen, bei denen der Schalldruckpegel in Dezibel (dB) erfasst wird. Dabei werden die Intensität und Frequenz von Schallwellen berücksichtigt.

Zur Veranschaulichung:

  • Flüstern in einem Raum entspricht etwa 30 dB.
  • Ein vorbeifahrendes Auto erzeugt eine Lautstärke von ca. 60 – 65 dB.
  • Eine laute Strasse oder ein Rasenmäher erreichen ca. 70 – 80 dB.
  • In einer Diskothek kann die Lautstärke auf etwa 110 dB ansteigen.
  • Düsenflugzeuge und Explosionen erreichen ungefähr 120 dB.

Bereits ab ca. 40 dB wird der Schlaf beeinträchtigt. Ab 60-65 dB werden Geräusche als laut empfunden, was zu gesundheitlichen Langzeitfolgen führen kann. Bei etwa 120 dB wird die menschliche Schmerzschwelle erreicht, was unter anderem zu Ohrenschmerzen führen kann.

Da nächtliche Geräusche den Schlaf stören und als belastend empfunden werden, sind die Belastungsgrenzwerte nachts niedriger festgesetzt als tagsüber.

Wie sieht es gegenwärtig mit der Lärmbelastung in der Schweiz aus?

In der Schweiz ist etwa jede siebte Person von schädlichem Lärm betroffen, wobei Strassenlärm als hauptsächliche Quelle identifiziert wird. Im Jahr 2019 war Strassenlärm beispielsweise für 80 Prozent der Kosten verantwortlich, die sich auf rund 2'830 Millionen Franken beliefen. Diese Kosten setzten sich aus Gesundheitsausgaben und dem Wertverlust von Immobilien zusammen.

Die höchste Lärmbelastung durch Strassen ist in Genf, Lugano und Lausanne zu verzeichnen. Insgesamt konzentriert sich der Verkehrslärm auf die Städte und Agglomerationen der grösseren Zentren.

Aktueller Stand der Lärmbelastung in der Schweiz

Welche Rechtsgrundlagen sind für den Lärmschutz der Schweiz relevant?

Die beiden zentralen rechtlichen Grundlagen für den Lärmschutz in der Schweiz sind das Umweltschutzgesetz (USG) von 1983 und die Lärmschutzverordnung (LSV) von 1986, die das Umweltschutzgesetz konkretisiert. Diese Gesetzgebungen legen Belastungsgrenzwerte fest, die definieren, ab welchem Punkt Lärm als schädlich oder lästig betrachtet wird. Darüber hinaus regeln sie Richtlinien für Bauzonen und Baubewilligungen sowie den Bau und die Sanierung von Lärmquellen, einschliesslich lärmverursachender Anlagen.

Rechtliche Grundlagen Lärmschutz Schweiz

Welchen Einfluss hat Lärm auf den Wert der Immobilien?

Je höher die Lärmbelastung in einem Wohngebiet, desto tiefer der Verkehrswert der Immobilie. Somit hat Lärm einen direkten Einfluss auf den Preis von Liegenschaften. Dieser Zusammenhang zeigt sich besonders in städtischen Quartieren, in denen Verkehrslärm oder Industriegeräusche allgegenwärtig sind, und führt dazu, dass Immobilien in solchen Gebieten tendenziell niedrigere Verkaufs- und Mietpreise aufweisen.  

Gemäss dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) konnten im Jahr 2019 45 Prozent der Lärmkosten auf Wertverluste von Immobilien zurückgeführt werden. Die Auswirkungen von Lärm sind im Eigentumsbereich spürbar intensiver als im Mietsektor, insbesondere im oberen Marktsegment, das stärker von Lärm beeinflusst wird als das untere Marktsegment.

Im Mietsektor ergibt sich folgendes Bild: Eisenbahnlärm führt zu einer stärkeren Wertminderung als Lärmbelästigung durch Strassenverkehr. Wohngebäude, die direkt an Verkehrsachsen liegen, verzeichnen den stärksten Mietabschlag von bis zu 4 Prozent. Insgesamt erleidet die Schweiz Mietausfälle von 320 Millionen Franken pro Jahr aufgrund von Lärmbelastung. Dazu kommen Eigentümerkosten für häufige Mieterwechsel, damit verbundener Verwaltungsaufwand und das erhöhte Leerstandrisiko.

Eine Studie der Zürcher Kantonalbank kommt zum Schluss, dass jedes zusätzliche Dezibel über den Schwellenwerten von 40 dB nachts und 50 dB tagsüber einen Preisabschlag verursacht.

Hierbei beachtet werden muss, dass Lärmbelastung eine subjektive Variable ist, die je nach Käufergruppe ein anderes Gewicht trägt. So kann eine Wohnung in einem lärmbelasteten Gebiet für eine junge Studentin attraktiv sein, während die Lärmemission bei einer Familie eine Wertminderung zur Folge hätte.

Welche Wohngebäude sind am stärksten von Lärm betroffen?

Folgende Immobilientypen sind tendenziell stärker von Lärm betroffen als andere: Immobilien entlang stark befahrener Strassen, Gebäude in der Nähe von Industriegebieten, Hochhäuser und Mehrfamilienhäuser, Liegenschaften in unmittelbarer Nähe zu öffentlichen Einrichtungen sowie Immobilien in Flughafennähe.

Die unmittelbar an der Strasse liegenden Gebäude sind am stärksten von Lärm betroffen, während der Strassenlärm bereits eine Häuserzeile entfernt, deutlich abnimmt.

Die Betroffenheit hängt nicht nur von der Art des Lärms ab, sondern auch von baulichen Faktoren, wie der Qualität der Fensterisolierung, der Dicke der Wände und der allgemeinen Schalldämmung des Gebäudes. Gebäude in städtischen Gebieten sind aufgrund der Verdichtung und Vielfalt von Aktivitäten in städtischen Umgebungen allgemein anfälliger für Lärmquellen.

Daher ist es wichtig, sich der potenziellen Lärmquellen bewusst zu sein und zu überprüfen, ob bauliche Schutzmassnahmen vorhanden sind. Hierbei sollten folgende baulichen Faktoren berücksichtigt werden:

  • Isolierung von Wänden, Decken und Böden: Gut isolierte Wände, die Verwendung von Schallschutzmaterialien und der Einbau von Schalldämmplatten können die Ausbreitung von Schallwellen minimieren.
  • Teppiche, Gardinen und Wandbeläge: Diese können bereits für eine leichte Dämmung sorgen. Das Anbringen von Rollos oder speziellem Akustikputz in Innenräumen hat sich hier ebenfalls bewährt.
  • Gipsplatten an Decken: Schritte oder TV- und Musikgeräusche werden gerne über die Decken weitergleitet. Gipsplatten, die im Baumarkt erhältlich sind, helfen hier weiter. Achten Sie darauf, dass die Platten mindestens 12.5 mm dick sind.
  • Schallschutzfenster: Diese reduzieren den Eintritt von Aussengeräuschen in das Gebäudeinnere erheblich.
  • Isolierschläuche in Rohren: Sichtbare Rohre können mit Isolierschläuchen geräuschlos gemacht werden.
  • Schalldichte Türen: Damit kann die Übertragung von Geräuschen zwischen Räumen im Gebäude minimiert werden.
  • Luftdichtheit: Luftdichte Konstruktionen helfen nicht nur bei der Energieeffizienz, sondern können auch dazu beitragen, dass weniger Aussengeräusche in das Gebäude gelangen.
  • Bauliche Gestaltung: Gebäude mit komplexen Strukturen und verschiedenen Materialien wie Massivbetonwände oder Zwischenwände aus Beton können eine natürliche Lärmschutzwirkung haben.  
  • Dämmung von Lüftungs- und Belüftungssystemen: Eine gute Schalldämpfung in Lüftungssystemen kann helfen, den Geräuschpegel zu reduzieren, der über diese Wege ins Gebäude gelangen könnte.
  • Abstand zu Lärmquellen: Je weiter das Gebäude von der Lärmquelle entfernt ist, desto geringer ist die wahrgenommene Lärmbelastung.
  • Bauplanung und Gebäudeausrichtung: Die Position von Schlafzimmern und Wohnräumen kann beispielsweise so geplant werden, dass sie von Lärmquellen abgewandt sind.

Es ist wichtig, bereits während der Planungsphase des Gebäudes auf geeignete Schallschutzmassnahmen zu achten. Der nachträgliche Einbau solcher Massnahmen gestaltet sich oft äusserst schwierig und kann zudem mit erheblichen Kosten verbunden sein.

Falls Sie bereits ein lärmbelastetes Grundstück besitzen, können Sie Einfluss auf lokale bauliche Faktoren nehmen und das Gebäude entsprechend sanieren. Ihr Einfluss auf die Lärmquelle selbst ist meist nur begrenzt, da dies ein gesellschaftliches beziehungsweise politisches Thema ist. Dennoch lohnt es sich, sich aktiv dafür einzusetzen.

Welche Bedeutung haben Lärmkarten und warum sind sie wichtig?

Lärmkarten, auch bekannt als Lärmkartierung, sind deshalb wichtig, weil sie ein wertvolles Instrument sind, um die Lärmbelastung in Gebieten zu verstehen, zu visualisieren und auf dieser Grundlage fundierte Bau-oder Kaufentscheidungen zu treffen.

Die Vorteile im Überblick:

  • Gezielte Standortauswahl: Lärmkarten ermöglichen es Ihnen, gezielt nach Immobilienstandorten zu suchen, die Ihren Anforderungen in Bezug auf Lärmbelastung entsprechen.
  • Informierte Entscheidungen: Die visuelle Darstellung der Lärmbelastung auf Lärmkarten liefert umfassende Informationen, die es Ihnen ermöglichen, fundierte Entscheidungen zu treffen. Sie erhalten einen klaren Überblick über die Lärmniveaus in verschiedenen Wohngebieten und können so Ihre Wahl auf einer soliden Grundlage treffen.
  • Realistische Erwartungen: Durch die mit einer Heatmap dargestellten Lärmkarten haben Sie realistische Erwartungen hinsichtlich der Lärmbelastung am ausgewählten Standort. Damit können realistische Verkaufs- und Renditeprognosen gemacht werden.  
  • Zeitersparnis: Durch die Verwendung der Lärmkarte können Sie sich auf Gebiete konzentrieren, die Ihren Lärmanforderungen entsprechen und verschwenden keine Zeit mit der Suche in unpassenden Regionen. Ausserdem haben Sie auf unserer Karte alles im Überblick und müssen sich die Informationen zur Lärmbelastung nicht aus verschiedenen Quellen zusammensuchen.

Eine Lärmkarte basierend auf dem grössten Datenschatz der Schweiz:

Die 3D-Lärmkarte von ImmoSparrow, welche im Marktradar integriert ist, zeigt die individuelle Lärmexposition sämtlicher inserierter Immobilien der Schweiz. Die Lärmbelastung wird in Farben dargestellt, wobei ein Rating von 1 – 6 angewendet wird, um die Lärmbelästigung zu bewerten. Die Bewertung stützt sich auf umfangreichen Daten zu Lärm, die ImmoSparrow anhand ihrer Geo-Datenbank gesammelt und mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) ausgewertet hat. Dabei wurden unter anderem der Geräuschpegel von privatem und öffentlichem motorisiertem Verkehr bei Tag und Nacht sowie die Nähe zu Strassennetzknoten berücksichtigt. Mit der Heatmap können Sie die Lärmbelastung Ihres Immobilienprojektes oder potenzieller Investitionen realistisch einschätzen.

Die Entwicklung von 3D-Lärmkarten markiert einen Wendepunkt in der Immobiliensuche. In einer Welt, die oft von Geräuschen überlagert wird, ist die Suche nach Ruhe und Geborgenheit entscheidender denn je. Die visuellen Darstellungen der Lärmkarten in Form von Heatmaps ermöglichen nicht nur die Messung, sondern auch die Sichtbarmachung der Lärmsituation. Sie werden zu unverzichtbaren Werkzeugen, um fundierte Entscheidungen in Bezug auf Kauf- und Bauprojekte zu treffen.

Als Partner:in durchstarten
Stärken Sie Ihr Business und werden Sie ImmoSparrow-Partner:in.